Herberts Wirtschaftslehre Teil 2

Ich möchte erneut auf den Zykluszwang des Kapitalismus eingehen:

In der Geschichte des Kapitals gibt es seit mehr als 350 Jahren Wirtschaftskrisen und Finanzkrisen.

Durch den erzeugten Mehrwert bei der Produktion von Gütern kommt es zu einer logischen Konsequenz.

Wer der Gesamtumlaufmenge M einen gewissen Prozentsatz an Geld P (absolut G) entzieht, geht damit zwangsläufig das Risiko ein, den Verlust der Produktliquidität prozentual auf den Mehrwert aufzuschlagen.

In einer Formel ausgedrückt

M * P = G

M - P = Absoluter Verlustwert Insgesamt

Der Anteil des Mehrwertverlustsatzes ist nun Proportional zum gehorteten Prozentsatz.

Dieser Prozess hat die Eigenschaft, auch anders herum zu funktionieren. Bei einer Deflation wird der Gesamtumlaufmenge M ein prozentualer Satz P an Geld G zugeführt.

Unternehmen stehen unter einem Verkaufszwang. So ist es doch schon längst selbstverständlich nicht mehr für den eigenen Bedarf, sondern für Fremdunternehmen zu produzieren, und sich seinen eigenen Bedarf wieder über Fremdfirmen hineinzuholen. In sämtlichen dieser Transaktionen steckt nun der Prozentual durch den Zinssatz immer weiter steigende Mehrwert. Er steigt solange, bis der exponentiale Prozess durch ein externes, lokales, oder globales Ereignis von vorne beginnen muss.

Noch nicht einkalkuliert in dieses Schema sind die Dienstleistungen. Ich zähle der Vereinfachung halber Arbeit als Dienstleistung. Denn folgen nun kalkulatorische Löhne für Arbeit und Dienstleistungen hinzu, so ist der Spekulationsraum für den Mehrwert noch um einiges extremer.

Es kommt nun regelmäßig zu periodischen Wirtschaftskrisen, zu einem kapitalistischen Krisenzyklus.

Ich erlaube mir an dieser Stelle, einen passenden Kommentar einer Fremdquelle hinzuzufügen:

Phasen des Zyklus

Seit 180 Jahren ist ein spezifischer Krisenzyklus der kapitalistischen Produktion zu verzeichnen, eine Wiederkehr von Aufschwung, Boom, Abschwung und Krise. Die bürgerliche Wirtschaftstheorie weigert sich weitgehend, dieser Tatsache Rechnung zu tragen. Auch im Programm der neuen Großen Koalition wird eine »Verstetigung« der »Aufschwungtendenzen« gefordert. Tatsächlich ist eine solche »Verstetigung« nicht möglich, sondern es gibt immer den folgenden Verlauf: Den Ausgangspunkt des Zyklus bildet die Krise oder Rezession. Wenn die Krise ausreichend »reinigend« - und zerstörend - gewirkt hat und ein gewisses Gleichgewicht auf nationaler und internationaler Ebene hergestellt wurde, beginnt die Belebung der Wirtschaft - die »Konjunkturerholung«, wie es im bürgerlichen Jargon heißt. In großem Umfang wird neues fixes Kapital angelegt, was meist zu einem ersten Aufschwung der Produktionsmittel herstellenden Industrien - etwa des Werkzeugmaschinenbaus - führt. Es kommt zu Neugründungen; die Nachfrage nach Arbeitskräften und Rohstoffen steigt wieder. Exporte und Importe wachsen. Und es steigen die Profite und die Gewinnerwartungen. Schließlich nehmen auch der Massenverbrauch und die Luxusnachfrage zu; die Industrien, die kurzlebige Konsumtionsmittel herstellen (die Nahrungs- und Genußmittelindustrie) und die Industrien, die langlebige Konsumgüter fertigen (etwa die Auto- und die Elektrogüterindustrie), florieren. Auf diesem Höhepunkt der Konjunktur wachsen erneut die Spekulation und das Gründungsfieber. Das Busineß rund um Aufkauf, Zerschlagung und Fusionierung von Unternehmen (»Merger & Acquisition«) gedeiht. Es steigen die Zinssätze. Die Aufnahmefähigkeit des Marktes wird zunehmend strapaziert; die Disparität zwischen kaum beschränkter Produktionskraft und beschränkter Massennachfrage tritt zutage. Sie wird aber nun verstärkt überbrückt durch eine Ausweitung des Kredits und durch Rabattschlachten. Die Rohstoffpreise steigen - siehe aktuell der Anstieg des Rohölpreises. Die Verschuldung von privaten und öffentlichen Haushalten wächst und stößt an ihre Grenzen. Nun kommt es zur Rolle rückwärts: Es entstehen Überkapazitäten. Die Profite sinken. Aktienkurse fallen. Die Zahl der Konkurse wächst. Spekulationsblasen platzen. Die Krise tritt ein - und beginnt ihr zerstörerisches Werk: Kapital liegt brach und wird - ebenso wie nicht absetzbare Waren - entwertet. Die Arbeitslosigkeit steigt erneut. Die Reallöhne sinken; die Arbeitszeiten werden verlängert. Die Rohstoffpreise fallen. Bis zu dem Punkt, an dem erneut ein sogenanntes Gleichgewicht hergestellt wurde und ein neuer Zyklus beginnt.

Im 1848 veröffentlichten »Kommunistischen Manifest« von Karl Marx und Friedrich Engels werden die Krisen als konzentrierter Ausdruck der Widersprüchlichkeit und Irrationalität der kapitalistischen Produktionsweise wie folgt beschrieben: »Seit Dezennien ist die Geschichte der Industrie und des Handels nur noch die Geschichte der Empörung der modernen Produktivkräfte gegen die (...) Eigentumsverhältnisse, welche die Lebensbedingungen der Bourgeoisie und ihrer Herrschaft sind. Es genügt, die Handelskrisen zu nennen, welche in ihrer periodischen Wiederkehr immer drohender die Existenz der ganzen bürgerlichen Gesellschaft in Frage stellen. In den Handelskrisen wird ein großer Teil nicht nur der erzeugten Produkte, sondern sogar der bereits geschaffenen Produktivkräfte regelmäßig vernichtet. In den Krisen bricht eine gesellschaftliche Epidemie aus, welche allen früheren Epochen als ein Widersinn erschienen wäre - die Epidemie der Überproduktion. Die Gesellschaft findet sich plötzlich in den Zustand momentaner Barbarei zurückversetzt; eine Hungersnot, ein allgemeiner Vernichtungskrieg scheinen ihr alle Lebensmittel abgeschnitten zu haben; die Industrie, der Handel scheinen vernichtet, und warum? Weil sie zuviel Zivilisation, zuviel Lebensmittel, zuviel Industrie, zuviel Handel besitzt (...) Die bürgerlichen Verhältnisse sind zu eng geworden, um den von ihnen erzeugten Reichtum zu fassen.« (MEW 4, S. 467f.)